COMICS UND MANGA Kein Bock mehr…

Willkommen zur neuen Ausgabe dieser wunderbaren COMICS UND MANGA Kolumne. Heute erzähle ich euch etwas über die Realität, Wunschvorstellungen und warum so viele Comiczeichner aufhören Comiczeichner zu sein.

Die eigenen Comics zeichnen. Das ist der Traum der meisten Comiczeichner. Man fängt an sich mit Ideen, Konzepten und Comicseiten bei Verlagen zu bewerben. Die wenigsten Zeichner werden angenommen oder brauchen Jahre, um einen Vertrag zu bekommen. Ist der Vertrag da, ist man glücklich und man will sich in das große Abenteuer stürzen, doch schnell bemerkt man,wie schwer das ist. Ein Comic oder Manga zu zeichnen, und ich rede hier von richtiger Qualitätsarbeit, braucht seine Zeit und ist man Perfektionist, dann dauert es wohl noch länger.

Ein Comic nimmt die ganze Zeit, Kraft und Geld eines Zeichners in Anspruch. Papier und Stifte sind teuer. Und wer digital zeichnet, weißt wie teuer ein Cintiq sein kann. Wer bei einem Verlag einen Vertrag bekommt, erhält in der Regel zwischen 3000 – 8000 Euro in Deutschland. Das ist eine stolze Summe und wenn man einen Comic in 1-2 Monaten komplett fertig kriegen könnte, dann hätte kein Zeichner finanzielle Probleme.

Leider sitzt ein Zeichner viel länger an einem Comic, besonders, wenn er oder sie alles alleine machen muss. In der Regel sitzt ein Comiczeichner zwischen 1-3 Jahre an einem Comic, wenn der Comic richtig gut werden soll. 3000 – 8000 Euro für 1-3 Jahre Arbeit. Davon kann kein Zeichner leben und so ist jeder Zeichner gezwungen andere Jobs anzunehmen. Hat man keine Eltern, die einen finanzieren, oder ist man kein Student und hat kein Recht auf Bafög und Co., kann es für einige Zeichner sehr schwer werden.

Als Comiczeichner sucht man sich also Aufträge als Illustrator oder Auftragszeichner. Man sagt sich: „Dann nehme ich einige Aufträge an und zeichne nebenbei mein Comic. So ein Logo oder Illustration krieg ich schon schnell hin.“ Das ist eine Traumvorstellung, die selten Wirklichkeit wird. Erstens findet man sehr schwer gutbezahlte Jobs, zweitens, hat man einen Job gefunden, dann kann es wirklich schwer und zeitfressend werden. Drittens ist man meistens so fertig von den Aufträgen, dass man keine Kraft und Motivation mehr hat einen Stift zu rühren.

Man steckt schnell in einer Zwickmühle und die Deadline für die Abgabe des Comics rückt immer näher. Verleger und Auftraggeber haben oft Verständnis und deswegen werden Veröffentlichungstermine immer wieder verschoben. Gott sei Dank, sonst wären sicher nicht so wunderbare Comics wie die CHRONIK DER UNSTERBLICHEN veröffentlicht worden. Qualität braucht seine Zeit.

chronikderunsterblichen

COMICS UND MANGA Kein Bock mehr…

Die Idealvorstellung nebenbei als Illustrator oder Grafiker zu arbeiten, um Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, verfliegt bei vielen Comiczeichnern schnell. Das Arbeit als Illustrator, als Freiberufler oder Angestellter einer Agentur, ist so anstrengend, dass sich viele Comiczeichner Alternativen suchen. Sie haben kein Bock mehr für Auftraggeber, Unternehmen oder Agenturen zu zeichnen. Nächtelang, ohne zu schlafen, mit übertriebenen Koffeinkonsum und Schmerzen in den Gelenken. Vielleicht hat man irgendwann einen schönen Haufen Geld, doch das Geld reicht nie aus. Es tauchen immer von irgendwo Rechnungen auf, oder der Computer geht kaputt und man ist gezwungen sich einen neuen Computer zu kaufen. Und hat man kein Geld und will man sich Geld leihen, dann steht man als Freiberufler bei Banken vor verschlossenen  Türen oder man muss fast seine Seele verkaufen, um paar Euros zu bekommen.

Viele Comiczeichner geben auf. Denn der Stress, die Ängste und der Druck wird irgendwann zu viel. Burn outs und Depressionen sind bei vielen Zeichnern keine Seltenheit. Dazu kommen chronische Rückenschmerzen und Sehnenentzündungen. Künstler hatten es nie leicht.

Natürlich gibt es einige Zeichner, die Glück hatten. Die an gutbezahlte und leichte Jobs kommen, und so die Zeit finden ihre Comics zu zeichnen. Oder Zeichner, die schon mit ihren ersten Werken erfolgreich sind und hohe Auflagen verkaufen. Andere Zeichner wollen nur als Handwerker arbeiten und suchen sich meistens im Ausland einen Job als Comiczeichner. Nach Skripts zeichnen, Bleistiftlinien anderer Zeichner tuschen, kolorieren von Linearts und das umsetzen was andere wollen. Das macht ihnen Spaß und sie fühlen sich als Teil eines großartigen Kollektivs, die zusammen ein tolles Kunstwerk schaffen. Um in dieses Kollektiv zu kommen, muss man die Techniken beherrschen und Kontakte sammeln. Irgendwann bekommt man seine Chance und ist ein Teil der Marvel / DC Comicmaschine.

Die Autoren und Künstler unter den Comiczeichnern, die ihre eigenen Ideen umsetzen wollen, haben es da schwerer, denn für sie gibt es nur Alles oder Nichts. Viele dieser Zeichner geben die Arbeit als Illustrator auf, denn sie wollen wieder an ihren Comics und Ideen arbeiten. Die Konsequenzen sind oft hart, denn entweder muss man dann sehr bescheiden leben oder wagt den Sprung in die normale Arbeitswelt. Viele Zeichner arbeiten in sogenannten „normalen“ Berufe. Sie suchen sich Jobs, die ihnen genug Kraft lassen, um Abends oder am Wochenende an den Comics zu arbeiten.

Vor einiger Zeit gab es ein Comic-Stipendium des Egmonts Verlags. Leider wurde das eingestellt. Der Staat investiert lieber Millionen in die Comicforschung und Comicfestivals anstatt in das Herzstück der Comicszene: den Zeichnern. Nach und nach wagen einige Bundesländer Fördergelder in Comiczeichner und Comicprojekte zu investieren. Wir Comiczeichner hoffen und beten, dass im Bereich der Comiczeichner Förderung mehr passiert. Comics sind so unglaublich wichtig. Sie sind die Sprache, die fast jeder direkt versteht. Mit Bildern und Bildergeschichten kann man wichtige Dinge und persönliche Dinge so einfach vermitteln und verarbeiten. Mit Comics macht das Lesen lernen Spaß, Comics stärken die Vorstellungskraft, Comics können Migranten helfen sich besser zurecht zu finden, Comics können Menschen glücklich machen und sogar trösten… wie viele vaterlose Kinder fanden in BATMAN Trost, wie viele Waisen fanden in SUPERMAN oder SON GOKU Hoffnung?

Wie viele Comiczeichner und Mangazeichner gibt es in Deutschland? Es sind unglaublich viele und jedes Jahr kommen neue hinzu. Viele Zeichner wagen auch den Schritt des Selbstverlegers, denn sie merken, allein verdienen sie oft mehr Geld, als wenn sie bei einem Verlag ihre Comics veröffentlichen. Dank dem Internet und den niedrigen Preise für Drucke, ist es für viele Zeichner einfacher geworden einen Alleingang zu wagen. Wer gut zeichnen kann, schöne Ideen hat und ein Händchen für Marketing hat, kann schon einiges erreichen.

Ich bin selbst Comiczeichner und bei mir ist es immer ein Auf und Ab. Es gibt Monate, da verdiene ich gut und es gibt Monate, da kann ich nicht mal die Miete zahlen. Bis jetzt lief alles gut und dank der Unterstützung meiner Familie und Freunde, konnte ich vieles erreichen. Doch auch ich kenne diese „Kein Bock mehr“ Phase und der Drang nur meine Comics zu zeichnen, koste es was es wolle, wird immer stärker. Man wird älter und irgendwie spürt man schon den Druck der Zeit. Doch dieser Druck macht die Sicht klar und offenbart was allein zählt: die Comics.

Alles andere wird Nebensache und man will endlich die nächste Comicseite fertig zeichnen. Im Moment investiere ich jede freie Minute in meine Comics. Sie sollen endlich das Licht der Welt erblicken.

kein bock mehr

Falls ihr zu den Zeichnern gehört, die sich durch Aufträge abquälen müssen und am liebsten alles hinschmeißen würden, um nur noch die eigenen Comics zu zeichnen, egal was passiert, dann wisset, daß ihr nicht allein seid. Haltet durch und wenn ihr keinen Bock mehr habt für andere zu zeichnen, dann sucht euch einen anderen „normalen“ Job und zeichnet nur noch für euch und eure Leser.

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